Ein wenig Heimat
»Hier draußen« von Martina Behm
Ein Roman, der in Norddeutschland spielt – dort, wo alles ein bisschen anders ist als im Rest des Landes – und was einem erst so richtig bewusst wird, wenn man einmal weggegangen ist. Gekauft und einen Teil gelesen habe ich auch dort – für das Feeling. Nach einem Spaziergang entlang der Backsteinhäuser und und dem einen oder anderen Satz mit »Moin« am Anfang oder »..nä?« am Ende, habe ich das Buch aufgeschlagen und mich zwischen den Seiten pudelwohl gefühlt. Als ein Teil von einer Gemeinschaft. Und genau davon schreibt auch die Autorin Martina Behm in ihrem Debütroman: einer eingeschworenen Gemeinschaft. Und von so viel mehr.
Was mich am meisten begeistert hat? Dieses Echte, das Unterhaltsame, aber vor allem das Authentische. Man merkt, wenn Menschen über das Schreiben, was sie kennen. So auch Martina Behm, die zurück in ihre norddeutsche Heimat gegangen ist und dann absolut treffend diese Figuren aufs Papier brachte. Wir lesen von starken Figuren und ihren Schwächen, vom Aufwachsen in einer eingeschworenen Gemeinschaft und davon, dazugehören zu wollen. Wir lesen von Uwe, Jürgen, Lara, Ingo, Maggie, Armin oder Jutta und davon, was sie antreibt und was sie nicht mehr loslässt. Und davon, was Städter sich vom Landleben versprechen.
Der Schreibstil ist ruhig und mit einem angenehmen Tempo. Die Autorin versteht sich auf unaufgeregte Verstrickungen, realitätsnahe Beschreibungen, gut ausgearbeitete Dialoge und authentische Figuren. Diese sind es auch, die den Roman so interessant machen: Jede Figur ist so individuell herausgearbeitet mit ihren Eigenheiten, dass ich sie allesamt vor mir sehen konnte. Vor allem ihre Beziehungen zueinander und der Mythos rund um die weiße Hirschkuh machen den Reiz der Geschichte aus. Für meinen Teil hätten es allerdings im letzten Drittel auch gut 50 Seiten weniger getan, denn dort brauchte ich persönlich einen etwas längeren Atem.
Nichtsdestotrotz ein gelungenes Debüt für mich und eine Liebeserklärung an die Norddeutsche Heimat und allem, was dazugehört. Danke Martina Behm für diesen Roman!