Gott des Waldes
»Wenn du dich verläufst: Setz dich hin und schrei!«
Werbung / Rezensionsexemplar
Manche sagen, es sei tragisch, was den Van Laars widerfahren ist.
Manche sagen, die Familie habe es verdient. Sie hätten sich nicht einmal bei den Suchern bedankt, die fünf Nächte lang im einskalten Wind ausharrten, um ihren vermissten Sohn zu finden.
Manche sagen, es habe einen Grund gegeben, warum die Familie so lange brauchte, um Hilfe zu rufen. Dass sie wussten, was mit dem Jungen geschehen war. Jetzt, vierzehn Jahre später, ist die Tochter der Van Laars in derselben Wildnis wir ihr Bruder verschwunden.
Manche sagen, es gebe keine Verbindung zwischen den beiden Fällen. Manche sagen, so etwas könne kein Zufall sein.
Man fällt hinein in diese Geschichte und wünscht sich, ein wenig länger dort zu bleiben. Trotz der beachtlichen Anzahl an Seiten, wurde es mir an keiner Stelle zu langatmig. Das lag unter anderem an den schnell wechselnden Perspektiven und dem Tempo der Geschichte. Auch die verschiedenen Handlungsorte und Zeitebenen sorgten für Abwechslung und hielten unter anderem den Spannungsbogen konstant.
An dieser Stelle kommt allerdings auch mein – vielleicht einziger – Kritikpunkt: Ich habe lange gebraucht, bis ich mich durch diese verschiedenen Figuren und Zeitebenen gearbeitet und diese verstanden habe. Zugegeben, das war etwas erschlagend – aber im Nachhinein hat genau das den Roman ausgemacht: Figuren, die wir nur ein bis zwei Mal begleiten, Figuren, die wir nur von außen kennenlernen dürfen und jede Menge Figuren, die mir erst am Ende wirklich nah waren.
Liz Moore versteht es, ihre Leser:innen auf falsche Fährten zu locken, Ideen für mögliche Enden zu erschaffen, die sich im Nachhinein als völlig falsch erweisen und somit überraschen. Und sie versteht es, authentische und tiefgründige Figuren aufs Papier zu bringen!
Was mich zudem schwer beeindruckt hat, waren nicht nur die Figuren, sondern die Beschreibungen: Diese waren außergewöhnlich und haben dafür gesorgt, dass ich vieles vor Augen hatte und die verschiedenen Sinne angesprochen wurden. Das habe ich in diesem Ausmaß nicht allzu oft und empfand ich als herausragend.
Insgesamt ein Buch, das mich begeistert hat und ich nochmal stärker als ihren ersten übersetzten Roman fand. Gelungener Plot, starke Figuren und gekonnte Verstrickungen. Ich hoffe, dass wir ganz bald ein weiteres Buch von ihr bekommen.